Ich bin wirklich kein Amerikafan! Und nach meiner langen Zeit in Ghana habe ich New York aus kulturellen Gesichtspunkten als ein fast langweiliges Reiseziel betrachtet. "Die Hotspots habe ich bei einem Besuch vor etwa 3 Jahren schon gesehen und kulturell ist das ja total uninteressant", dachte ich. Das war überheblich! Amerika und New York sind westlich geprägt, doch trotzdem kulturell sehr anders und spannend.
Es beginnt schon bei banalen Sachen wie dem Einkaufen. Alle fahren mit ihren riesigen Geländewagen durch die - wie bei den Desperated Housewives aussehenden - perfekten Vorstädte - oder durch die - wie bei Sex and the City aussehenden - historischen Stadtstraßen. Am Supermarkt angelangt, kaufen sie Lebensmittel in unheimlichen Mengen (die normale Milchflasche umfasst knapp 4 Liter!). Hinterher werden die ohnehin schon verpackten Lebensmittel nochmal in tausende Plastiktüten gestopft. Wenn man sagt, man bräuchte die Tüten nicht, muss auf jedes Produkt ein roter Aufkleber, "PAID", geklebt werden, denn sonst könnte ja auf dem 4m langen Weg von der Kasse bis zur Ausgangstür ein Missverständnis entstehen.
In den Straßen New Yorks und in der Subway träumen nicht viele vor sich hin. Man hat Aufgaben - Telefonate zu führen, pünktlich bei einem Termin zu erscheinen. Straßenmusiker lenken ab und lassen alle einen Moment durchatmen. Ein paar traurige Gestalten, die dem Kapitalismus nicht standgehalten haben, betteln nach Spenden für Nahrung.
Und dann steigt man die Treppe der Subway hinauf, in die Hochhausschluchten. In den puren Luxus und Konsum in der 5th Avenue, in die Welt des unvorstellbaren Geldflusses in der Wallstreet, in das Leid und den Terror am 9/11 Memorial. Im Central Park trifft man die ganz normalen, sporttreibenden, den Tag ausklingen lassenden Menschen. Orthodoxe Juden, steife Bänker und händchenhaltende Homosexuelle warten darauf, dass die Ampeln die gelben Taxen zum Stehen bringen und sie die Straße überqueren können. Es scheint als sei nichts unmöglich. Man merkt wie unterschiedlich Leben aussehen können. Man versteht wie viele verschiedene Wege man einschlagen kann.
Es scheint, als sein keine Grenzen gesetzt .Ich glaube, dass kann einen unheimlich glücklich, aber auch verrückt machen.
Generell finde ich diesen New York Hype schwierig. Ja, New York ist eine tolle Stadt! Keine Frage. Aber man muss auch wirklich das Große-Ganze sehen. Es gibt gigantischen Reichtum und unendliche Armut. Viele arbeiten bis zum Limit. Doch in New York ist es so teuer, dass diese Leute trotzdem in schlechten oder unheimlich engen Verhältnissen leben müssen. Da stelle ich mir die Frage, ob sich das lohnt.
Trotz allem erzählt dir jeder New Yorker sehr stolz, dass er/sie NewYorker sei und in dieser „awesome“ Stadt lebe.
Ich glaube, diese Stadt kann dir viel Power geben, jedoch auch viel Kraft entziehen. Diese Weltstadt verbirgt noch vieles. Ich bin erstmal nach meiner einen spannenden Woche überwältigt und freue mich auf zwei weitere.
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